von Michael Ostholthoff

„Der Friede sei mit Euch“ – die ersten Worte von Leo XIV. werden in diesen Stunden als sein erster programmatischer Aufschlag interpretiert. In einer Welt, die so oft von kriegerischen Auseinandersetzungen geprägt ist, eine so wichtige Botschaft. Es gebraucht diese Stimme, die einen Gegenentwurf des Zusammenlebens unter uns Menschen ins Wort bringt. Gesprochen von einem Mann, der in seiner Person gefühlt schon die halbe Welt integriert, ist er doch aus einer Familie mit europäischen Wurzeln hervorgegangen, in den USA geboren und aufgewachsen, als Missionar in Peru über Jahrzehnte engagiert und in Rom zunächst mit der Leitung seines Augustiner-Ordens betraut gewesen, um dann die weltkirchlichen Personalentscheidungen in der Bischofskongregation zu organisieren. Ein Weltbürger wurde da zum Papst gewählt, der seine herausragenden Qualitäten Zeit seines Lebens für seine Mitmenschen eingesetzt hat. Er wird als zugänglich, offen und bescheiden beschrieben, zudem sei er ein guter Zuhörer, eine Qualität, die ihm bei seinen neuen Aufgaben sicherlich überaus zu Gute kommen wird. Dass er fünf Sprachen spricht und als guter Kommunikator gilt, lässt hoffen, dass er Gesprächsfäden nicht abreißen lassen wird, die sein Vorgänger Franziskus aufgenommen hat und neue knüpft, wo er als Hoffnungsträger für diese Welt für den Frieden das Wort ergreifen wird.

Natürlich haben wir Katholiken nach einer Papstwahl die Tendenz, alle möglichen eigenen Wünsche und Vorstellungen auf den Neugewählten zu projizieren. Der Skeptiker mag einwenden, dass hier Enttäuschungen vorprogrammiert sind. Ich halte mit einem hoffnungslos hoffnungsvollen Optimismus dagegen, da wir in dieser Welt nicht gottverlassen unterwegs sind, sondern uns des Zuspruchs Christi gewiss sein dürfen: Der Friede sei mit Euch!