Was für ein Feuerwerk! Stehende Ovationen und minutenlanger Applaus beendeten einen Abend in der Aula des Schulzentrums, wie er – in mehrfacher Hinsicht – so noch nicht dagewesen war. Eine tolle Mischung aus knackiger Comedy (mit großem Stand-up-Anteil), großartiger Stimmenimitation, schmissiger Musik und einer Sandmalkunst-Darbietung, die gleichermaßen berührte wie faszinierte, sorgte für riesige Begeisterung im ausverkauften Saal. Und auch auf andere Weise wird dieser Abend noch positiv nachhallen: Der gesamte Erlös geht an die Initiative „Haltern hilft – Sudan“.
„Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie Ludger Beermann mit dieser Idee auf mich zukam“, so Pfarrer Michael Ostholthoff in seinem Grußwort ans Publikum. „Das war im Frühjahr, ich hatte in der Ostermesse von einer Frau aus dem Sudan erzählt, die mir von der großen, weitgehend von den Medien unbeachteten Not in ihrem Heimatland berichtet hatte. Kurz darauf rief mich Ludger an: Durch seine Agentur LEO Events habe er Kontakte zu Künstlern, die ihr Herz am rechten Fleck hätten und garantiert bei einer Benefiz-Show zugunsten des Sudan mitmachen würden.“
Und runde fünf Monate später sollten genau diese dann die Halterner Bühne entern. Als erste – nach einem verheißungsvollen Opener und kurzem Kampf mit dem Vorhang – Joachim Jung alias Moderatorin Lieselotte Lotterlappen. Binnen Sekunden hing ihr das Publikum an den knallroten Lippen („Heute gibt’s kein Haltern mehr!“), und mit herzhaftem Humor und heißem Hüftschwung brachte die schlagfertige Lady schnell erste Lachtränen ins Rollen („Ludger, wann haben wir uns zuletzt gesehen? Vor 14, 15 Kilo!“). Christian aus der ersten Reihe wurde schnell zum Herzbuben erkoren („Kommst du auch aus Haltern am See? Dann lass mich dein Quietscheentchen sein!“), die Fotografin in blauem Karo hingegen als Gedächtnisstütze („Wo ich dein Hemd gerade sehe: Ich brauche dringend neue Geschirrtücher!“). Ihr gesangliches Talent bewies die Moderatorin mit ihrer Version von Mary Roos‘ „Aufrecht geh’n“ inklusive gekonnter Falsett-Passagen.
"Hinterm Horizont liegt Haltern"
Charmant moderierte „Lotti“ anschließend Jörg Hammerschmidt an, der nun einiges an Prominenz auf die Zuschauer losließ. Als Udo Lindenberg stimmte er „Hinterm Horizont liegt Haltern“ an und als Angela Merkel – natürlich inklusive Finger-Raute – den abgewandelten Beatles-Klassiker „Hey Merz“. Letzterer kam natürlich ebenso zu Wort wie der ehemalige Kanzler („Wie trinkt man einen Scholz-Cocktail? Cum-ex!“) und Karl Lauterbach, während Halterns – natürlich anwesender – Bürgermeister verschont blieb („Über diesen Steg geh ich nicht, Mann!“). Dafür erfüllte Hammerschmidt einen persönlichen Synchro-Wunsch von Lieselotte Lotterleben: Inge Meysel, natürlich standesgemäß mit rotem Riesenhut. Das Publikum tobte.
Nun folgte ein musikalisches Highlight: Pianist Thomas Weber nahm Platz an der weißen Böhm-Orgel und unterhielt den Saal aufs Beste mit ohrwurmträchtigen Songs („Schau doch mal herein auf einen Kaffee“ zur Musik von „Stumblin‘ in“, „Sempre, Sempre“), aber auch ruhigeren Stücken – denn: „Es ist doch so – je älter man wird, desto mehr merkt man, dass es einem doch eigentlich ganz gut geht. Und dass man auch einfach mal dankbar sein kann.“ Ein Intermezzo, das perfekt zu diesem außergewöhnlichen Abend passte.
Nach der Pause – mit köstlicher lukullischer Verpflegung durch das Restaurant Rossini – spielte die Musik zunächst auch wieder etwas leiser, die Begeisterung hingegen wurde immer größer: Iryna Bilenka, Weltmeisterin der Sandmalkunst, zauberte auf ihrem Leuchtpult mit unglaublicher Fingerfertigkeit wundervolle, nach und nach dezent ineinander übergehende Kunstwerke. Aus Halterner Bauwerken wurden Gesichter, Pflanzen und Hütten, filigran schattiert und mit immer neuen Schriftzügen versehen – bis zum finalen „Haltern hilft – Sudan“. Atemlose Stille im Publikum – nach der mitreißenden Performance hingegen gab es kein Halten mehr.
Energie von der Häppchenplatte
Auch Jörg Hammerschmidt lief in seiner zweiten Runde noch einmal zu Höchstform auf – unter anderem als Bruce Darnell, Otto Waalkes („Bin ein kleiner Friesenjung‘, komm auch hier nach Haltern rum!“), Günther Jauch, Peter Maffay („Siebenmal muss du der Trottel sein, und erst dann kommst du nach Haltern rein“), Heinz Erhardt, Howard Carpendale oder Didi Hallervorden. Und dann gab Hammerschmidt eine Kostprobe seiner Opernsänger-Ausbildung – als Luciano Pavarotti. Der Saal johlte.
Und bekam im Anschluss natürlich auch noch ordentlich Nachschlag von Lieselotte Lotterlappen, die im musikalischen und komödiantischen Doppel mit Thomas Weber noch so manchen Finalkracher zündete. Weber fragte sich berechtigterweise, woher „Lotti“ eigentlich diese unglaubliche Energie nehme. „Von der Häppchenplatte“, lautete die treuherzige Antwort. Touché! Ihre Power bestätigte die Conférencieuse stante pede bei Westernhagens „Sexy“, von Thomas Weber deftig intoniert und in die Tasten gehauen.
Erst nach einer ordentlichen Zugabe, riesigen Beifallsstürmen und der Versicherung, auf jeden Fall wiederzukommen, entließ das Publikum seine Stars der Herzen von der Bühne.
Ein großartiger Abend für einen großartigen Zweck – am Ende standen sage und schreibe 10.000 Euro auf dem Spendenscheck für „Haltern hilft – Sudan“. Ein riesiges Dankeschön an alle Beteiligten!