Am 10. Juni fand das zweite Treffen der Initiative "Haltern hilft" im Pfarrheim St. Marien statt. Zu Gast war an diesem Abend Daniel Barth, der im Bereich Fundraising der Welthungerhilfe tätig ist und einen Einblick in die Arbeit der Organisation im Sudan gab - in erschütternde Zustände, aber auch in Entwicklungen, die Anlass zur Hoffnung geben.
Durchweg gute Nachrichten gab es zu Beginn der Veranstaltung von Michael Ostholthoff. "Ich bin begeistert, wie viele Spenden bereits innerhalb eines Monat zusammengekommen sind", freute sich der leitende Pfarrer von St. Sixtus und zählte auf: "White Night Haltern: 2600 Euro. Schützenfest Lavesum: 1000 Euro. Ökumenischer Pfingstgottesdienst: 1500 Euro. Eine private Geburtstagssammlung: 400 Euro. Ponywoche auf dem Forsthof: 344 Euro. Schützenfest Lippramsdorf: 1000 Euro. Und schließlich Einzelspenden von 800 Euro." Die Kollektengelder beliefen sich auf über 5000 Euro. "Da gerät schon einiges in Bewegung", so Ostholthoff.
Etliche Mitwirkende von "Haltern hilft" seien derzeit dabei, an weiteren Aktionen zu tüfteln. Und natürlich sei nach wie vor jeder, der eine Idee für die gute Sache hat, herzlich willkommen.
Denn dass angesichts der humanitären Katastrophe im Sudan, die sich nach wie vor großteils unter dem Radar der medialen Öffentlichkeit abspielt, dringend Hilfe nötig ist, machte Daniel Barth im Anschluss in einer bebilderten Präsentation deutlich.
Die Welthungerhilfe, als nichtkonfessionelle, überparteiliche Organisation mit Projekten in 36 Ländern der Erde aktiv, hat ihren Tätigkeitsschwerpunkt seit jeher in Afrika südlich der Sahara. "Dabei reichen unsere Einsätze von der akuten Katastrophenhilfe bis hin zur langfristigen Entwicklungszusammenarbeit, mit dem Ziel, unser Prinzip 'Hilfe zur Selbsthilfe' umsetzen zu können", so Barth.
Im Sudan seien über 638.000 Menschen sind akut von Hungersnot bedroht - der schwersten Form des Hungers -, und über 24 Millionen Menschen litten Hunger. Der Konflikt zwischen Militärgruppen der Regierung und den Rapid Support Forces (RSF) habe die ohnehin schwierige Lage im Sudan noch einmal drastisch verschärft. "Der Schwerpunkt des Krieges liegt im Westen, aber auch der vermeintlich sicherere Osten wird inzwischen von Drohnen angegriffen", so Daniel Barth. Die Welthungerhilfe arbeite in fünf Bundesstaaten des Sudan mit jeweils einem Regionalbüro, das Landesbüro liege in Port Sudan, der wichtigsten Hafenstadt des Landes. "2025 werden von uns 20 Projekte gefördert, mit denen über eine Million Menschen erreicht werden. Das Gesamtbudget beläuft sich derzeit auf 89,7 Millionen Euro - inklusive mehrjähriger Projekte."
Dabei arbeite die Welthungerhilfe mit internationalen Partnern zusammen, etwa dem World Food Programme und UNICEF, sowie mit lokalen Organisationen. "Wir versorgen die Menschen mit Nahrungsmitteln und dem Zugang zu Trinkwasser und fördern Projekte mit Schwerpunkten wie etwa Landwirtschaft, Ernährungssicherheit, Gesundheit und Hygiene", erläuterte Daniel Barth.
"Im Camp stirbt alle zwei Stunden ein Kind"
Das größte Flüchtlingscamp im Sudan sei das sogenannte Zamzam-Camp, in welchem eine halbe Million Menschen leben. Nach einem Angriff im April sei ein großer Teil des Camps abgebrannt, sodass fast 400.000 Menschen aus ihrer ohnehin prekären Situation geflohen seien. "Bis zur nächsten Stadt sind es zwei Tagesmärsche", so Barth. "Man musste Menschen zurücklassen."
Die Menschen, die im Camp verblieben seien, litten Hunger. "Alle zwei Stunden verstirbt dort ein Kind", beschreibt Barth die grausame Realität vor Ort. "Die Welthungerhilfe unterstützt die Menschen dort als direkte Reaktion auf die Hungersnot, insbesondere Schwangere und kleine Kinder."
Trotz der dramatischen Situation gebe es inzwischen auch positive Entwicklungen. "Ein Beispiel ist die Hydrokultur im Flüchtlingscamp, die von Frauen bewirtschaftet wird. Oder eine Bauerninitiative, die einen Acker mit klimaresistenter Hirse bebaut. Auch Okra, Tomaten oder Gurken würden angebaut. Das gibt eine Idee davon, was möglich ist. Und solche Projekte finden weiterhin statt - Landwirtschaft trotz Krieg und Flucht", bestätigt Barth. Denn Fakt sei auch, dass der Sudan im Gebiet des Nil und des Roten Meeres fruchtbare Gebiete habe - "mit richtiger Bewirtschaftung könnte man den halben Kontinent ernähren!"
Es sei so wichtig, hier jetzt nicht nachzulassen - insbesondere vor dem Hintergrund, dass die Unterstützung der USA bei der Entwicklungshilfe wegfalle und es absehbar sei, dass die Folgen ab 2026 spürbar würden.
An diesem Punkt kam aus den Reihen der Anwesenden die Nachfrage: Was sagt man den Spendern, wo ihr Geld hingeht? Kann man ihnen versichern, dass es dort ankommt, wo es hin soll? Und wieviel kommt an?
"Wir überweisen kein Geld auf ein anderes Konto im Sudan, sondern übermitteln es direkt an die Organisationen, mit denen wir zusammenarbeiten", erklärte Daniel Barth die Regularien der Welthungerhilfe. Das DZI (Deutsches Zentralinstitut für soziale Fragen) kontrolliere dabei als "Anwalt der Spender" unabhängig die Vorgänge.
Aus 100 Euro werden 400 Euro
Erfreuliche Tatsache sei, dass bei einer Spende von 100 Euro weitere staatliche Mittel hinzukämen, etwa vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, dem Auswärtigen Amt und von der EU, sodass - ähnlich wie bei Eigenmitteln auf städtischer Ebene - am Ende rund 400 Euro dabei herauskämmen. "Sprich: 25 Prozent private Spenden 'hebeln' 75 Prozent institutionelle Förderung. Und 90 Prozent davon kommen im Land an", so Barth. Der Rest fließe in Werbung und allgemeine Öffentlichkeitsarbeit (3,8%), Projektbegleitung im Ausland (2,4%), Verwaltung (2,2%) und Kampagnen-, Bildungs- und Aufklärungsarbeit (0,8%).
"Der größte Teil der Spenden bewegt sich übrigens bei 50 Euro", bestätigte Barth, "und genau von diesen Spenden 'leben' wir."
Wahr sei allerdings leider auch, dass keine Organisation bei ihren Transporten von Hilfsgütern vor Überfällen gefeit sei, weshalb sich einige bereits zurückgezogen hätten. Doch in den meisten Fällen gelänge es, entsprechende Korridore zu schaffen. "Und letztendlich haben die Militärs ein Interesse daran, eine Machtbasis zu behalten - sie verlieren sonst das Ansehen in der Bevölkerung, auf das sie angewiesen sind", so Daniel Barths Erfahrung. "Die Welthungerhilfe selbst agiert als humanitäre Gruppe unabhängig und überparteilich; wir sind auf keiner Seite, wir wollen nichts als den Menschen vor Ort helfen."
Ein schönes Bild hierfür kam zum Schluss von Gerburgis Sommer, die nach eigenen Worten "aus der Landwirtschaft" kommt: "Auch hier kennt es der Bauer, dass ein Teil seiner Saat möglicherweise nicht aufgeht, von Vögeln gefressen oder weggeschwemmt wird. Trotzdem käme er nicht auf die Idee, zu sagen: Dann säe ich gar nicht mehr. Denn am Ende lohnt die Aussaat immer. Und genau so sieht es doch auch bei der Entwicklungshilfe aus."
Gerburgis Sommer ist übrigens ab sofort Koordinatorin bei "Haltern hilft - Sudan".
Kontakt: info@halternhilft.de
Das nächste Treffen von "Haltern hilft" findet am 26. August um 19 Uhr im Pfarrheim St. Marien statt - schon jetzt eine herzliche Einladung an alle Interessierten!