»Denn ich will euch eine Zukunft und eine Hoffnung geben.« Jeremia 29,11

Auf den Spuren der Römer

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Auf den Spuren der Römer

Römerspuren auf dem Laurentius Campus

Vor einigen Wochen begannen die archäologischen Untersuchungen des Laurentius-Geländes. Seitdem sind hier täglich sechs Mitarbeiter des Dortmunder Unternehmens Eggenstein Exca damit beschäftigt, Spuren der Römer zu finden und zu entschlüsseln. Am 5. Mai hatten Interessierte die Möglichkeit, einen kleinen Einblick in die Tätigkeit der Altertumsforscher zu bekommen - und vor allem, sich über den aktuellen Stand zu informieren.

Martha Zur-Schaepers, Archäologin bei Eggenstein Exca, führt die Besuchergruppe über das Gelände, das sich zu einer riesigen Grabungsfläche mit flacheren und tieferen Gruben sowie Bergen angehäufter Erde gewandelt hat. Wir befinden uns im nordöstlichen Bereich des römischen Hauptlagers. Es sieht spannend aus und durchaus auch verheißungsvoll. Berechtigterweise, wie die Fachfrau bestätigt: Es gebe etliche Funde, insbesondere Relikte von Tafel- und Kochgeschirr. "Unter anderem haben wir eine sogenannte Terra-Rubra-Scherbe entdeckt, ein bislang einmaliger Fund im Hauptlager ", so Zur-Schaepers.

Auch zur seinerzeitigen Bebauung des Areals gebe es bereits einige Erkenntnisse. Im Osten - also in Richtung Tiberiusstraße - habe eine Holz-Erde-Mauer gestanden; im Westen befand sich eine Gebäudereihe, bestehend aus immer zwei Gebäuden von etwa neun Metern Breite nebeneinander. Der Gebäudebereich sei durch zwei Straßengräben von der sogenannten Via Sagularis - dem unbebauten, zentral gelegenen Bereich - abgegrenzt gewesen. "Hierbei handelt es sich nach jetzigem Stand vermutlich nicht um Abflussgräben, denn sie führen in ein Haus", so die Archäologin. "Hier sind wir noch auf der Suche nach entsprechenden Gefäßen, die die Wasserzufuhr und Nutzung erklären."

Feuerstelle deutet auf Backofen hin

Auf der Via Sagularis selbst gebe es sehr viele sogenannte Bodeneingriffe, sprich: Gruben. "Ein Hinweis darauf, dass die Römer Sand und Ton für den Bau von Öfen und den Lehmbewurf an Häusern hier herausgeholt haben. Wir haben auch eine Feuerstelle gefunden, die auf einen Backofen hindeutet."

Große Mengen Brandlehm ließen außerdem den Schluss zu, dass die Römer das Lager vor ihrem Wegzug niedergebrannt haben - "richtiggehend plattgemacht", wie Martha Zur-Schaepers es ausdrückt. Und dennoch: "Wir haben noch unheimlich viele Fragen, auf die wir uns im weiteren Verlauf Antworten erhoffen", sagt die Fachfrau. "Etwa zur Funktion des Lagers. Waren es Soldaten? Waren es römische Bürger? Wer waren die rund 3000 Menschen, die hier zwischen dem 8. und 16. Jahrhundert nach Christus gelebt haben?"

Die Antworten hofft das Archäologenteam bis zum Sommer zumindest in großen Teilen gefunden zu haben. Denn bis dahin will man das Projekt abschließen. "Es handelt sich hier um eine sogenannte Notgrabung, die - im Gegensatz zu einer Forschungsgrabung - zeitlich begrenzt ist. Denn es soll ja weitergehen auf dem Campus."

Und dann klärt Matha Zur-Schaepers auch die Sache mit der erstaunlich gut erhaltenen Amphore in der größten Grube auf. "Zwar haben die Römer solche Gefäße unter anderem zur Kühlung von Flüssigkeiten genutzt", bestätigt die Wissenschaftlerin. "Aber der hier stammt aus dem ehemaligen Gartenteich von Pfarrer Werner Schröder!"