»Denn ich will euch eine Zukunft und eine Hoffnung geben.« Jeremia 29,11

Gedenken Reichspogromnacht 9.11.2023

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Gedenken Reichspogromnacht 9.11.2023

"Mutig in Missstände eingreifen"

Am 9. November lud das Organisationsteam Forum für Demokratie Respekt und Vielfalt zur Kundgebung auf dem Halterner Marktplatz ein. Über 1000 Menschen kamen an diesem Abend zusammen.

Bürgermeister Andreas Stegemann erinnerte an die Gräueltaten der Nazizeit, aber auch an die jüngsten Übergriffe auf jüdische und andersgläubige Menschen. Er forderte die Zivilgesellschaft auf, gerade heute Flagge zu zeigen, und lobte das Engagement von Schulen und Stadt. An die Eltern richtete er den Wunsch, mit ihren kindern über gesellschaftliche Missstände zu sprechen: "Wir müssen es besser machen!"

Pfarrer em. Klemens Emmerich griff die Taufe und das jüdische, muslimische und christliche Menschenbild auf, welches Kindern aller Religionen mit auf den Weg gegeben werde. Emmerich mahnte die Gefahr von Ideologien jeglicher Art an, welche Feindbilder erzeugen und Machtmissbrauch Vorschub leisten. "Der Eifer, einer Ideologie zu folgen, erzeugt Gewalt. Vielmehr gilt es, Respekt vor jedem Menschenleben zu haben und den Kindern eine friedliche Zukunft zu schaffen."
Merle Vokkert, Pfarrerin der evangelischen Gemeinde Haltern, trug im Anschluss das Gebet gegen Antisemitismus und Rassismus vor.

"Einseitiger Berichterstattung und Propaganda mutig entgegentreten"

Hauptrednerin des Abends war Dr. Irmtrud Woyak, Historikerin und Gründerin des Fritz-Bauer-Forums in Bochum. Sie sprach von aktuellen und vergangenen Gewalttaten gegen den Staat Israel, erinnerte daran, dass über eine halbe Million Menschen in den Kriegsjahren in Palästina Zuflucht gefunden haben. "Über sechs Millionen Menschen wurden hingegen in den KZs ermordet", so Woyak. "Wir brauchen das Gedenken, das Erinnern, um uns aus unserer Angst zu befreien. Wir brauchen eine deutsche Umwelt, die handelt, die erinnert und mutig in Missstände eingreift." Man dürfe nicht nachlassen im Kampf für Frieden und Gerechtigkeit. "Einseitiger Berichterstattung und Propaganda sollten wir mit mutigen Sätzen entgegentreten."    

Viel Beifall ernteten auch die Halterner Schülerinnen und Schüler mit ihren Redebeiträgen. Vertreterinnen der Alexander-Lebenstein-Realschule thematisierten die Ausgrenzung von Randgruppen und riefen zur Gleichbehandlung aller Nationalitäten und Religionen auf. Weiterhin stellten sie einige Biographien von jüdischen Mitbürgern zur Zeit des Nationalsozialismus vor. 
Schülerinnen des Gymnasiunns berichteten von ihren Träumen für unsere Gesellschaft, für Frieden im Nahen Osten und zwischen den Religionen. "Wir träumen davon, dass wir eines Tages nur Menschen sind, egal, woher wir kommen und wohin wir wollen!"

Musikalisch untermalt wurde der bewegende Abend durch die Halterner Band "Motel".

In der Buchhandlung Kortenkamp erinnert ein Schaufenster an den Juristen Franz Bauer, der sich intensiv gegen Antisemitismus und Rassismus eingesetzt hat.